Cradle to Cradle – „Von der Wiege zur Wiege“

Die Cradle to Cradle – Bewegung hat ihren Ursprung in den Nieder-
landen und beschreibt dort die offizielle Zielsetzung des holländischen Bau- und Umweltministeriums, einen Nährstoffkreislauf in Gang zu setzen, der die Entstehung von Abfall vermeidet.
Das Cradle to Cradle-Prizip geht über das Bemühen um Nachhaltigkeit
hinaus und fördert die Entwicklung einer Industrie, die sich ständig
weiter verbessert und Wachstum ermöglicht.
Der Begriff von Abfall – wie in konventionellen Recyclingsystemen
(von der Wiege zur Bahre) – wird damit überflüssig.

Die Philosophie der Öko-Effektivität beschreibt 2 Stoffwechselkreis-
läufe:

– Biologischer Kreislauf:
typische Verbrauchsgüter wie z.B. Wegwerfverpackungen, Reinigungsmittel, etc. werden als biologische Nährstoffe entwickelt und kehren vollständig in die Umwelt zurück, in der sie in einem geschlossenen Kreislauf wieder zu Nährstoffen werden.

– Technischer Kreislauf:
komplexe Gebrauchsgüter wie z.B. Waschmaschinen, Autos, PC’s etc.
verbleiben als technische Nährstoffe in einem geschlossenen System
der Herstellung. Das Material erhält seinen Wert während der Lebens-
zyklen aufrecht = „upcycling“.
Ein Leasing- und Rücknahmesystem gewährleistet diesen endlosen Umlauf.

Produkte und Rohstoffe, die nicht recyclingfähig sind oder sogar
toxisch bzw. kanzerogen wirken, die sich als Schadstoffe in Böden,
Gewässern und der Luft anreichern, die zum Teil nicht abbaubar sind, wie z.B. PVC und viele andere Kunststoffprodukte auf Mineralölbasis, sowie diverse Flammschutzmittel sollten als Baustoffe gemieden werden.

Cradle to Cradle in der Praxis

für einen Ausweg aus der Abwärtsspirale der Rohstofferschöpfung,
-verschwendung und -verschmutzung benötigen wir eine Vision.
Kernelement ist dabei eine Materialbank, die das Eigentum an technischen Chemikalien, Nährstoffen und Materialien behält. Diese Materialbank reicht die Substanzen im Leasing-Verfahren an teilnehmende Unternehmen weiter.
Von dort werden sie wiederum in Produkte verwandelt, die im Rahmen eines Dienstleistungsvertrages Verbrauchern zur Verfügung gestellt werden.
Nach dem Nutzungszeitraum wird das Material eingesammelt und an die Materialbank zurückgegeben.
So gehen wertvolle Materialien nicht auf Deponien verloren.

Cradle to Cradle in der Architektur

Darunter versteht man ein Entwerfen und Bauen, das sich nicht nur in der Verwendung von recyclingfähigen Baustoffen manifestiert, sondern eine energieeffektive Bauweise anstrebt.
Die aktive und passive Nutzung der Sonnenenergie bildet hierbei ein Schwerpunktthema.
Das Ergebnis sind nachhaltige Gebäude, die seitens der Kosten den
Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden nicht zu scheuen brauchen.
Einsparpotential ergibt sich dabei nicht nur während der Bauphase, sondern vor allem bei den sich anschließenden Betriebs- und Unterhaltskosten.

Fazit

Rohstoffknappheit wird zu den wesentlichen künftigen Gefahren der
Wirtschaft gehören. Das Bestehen vieler Firmen hängt davon ab.
Dabei leiten sich nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen ab, denn
Vorteile für die Umwelt bedeuten auch Vorteile, die sich in Unternehmensgewinnen wiederspiegeln.
Nur die Kombination von Ökologie und Ökonomie hat langfristig am Markt eine Chance. Rücknahmesysteme müssen im großen Stil aufgebaut werden.
Wesentliche Kosteneinsparungen ergeben sich dabei in der Vereinfachung des Arbeitsschutzes bei der Herstellung, sowie Lagerhaltung und Produktion.
Dabei läuft uns leider die Zeit davon. Die nächsten 10-15 Jahre werden
von entscheidender Bedeutung sein, die Idee der Nachhaltigkeit in
umfassende Produktqualität umzusetzen.
Wichtige Informationsportale zur Abfrage der Ökobilanz von Baustoffen sind WECOBIS und GISBAU.